Lebenszyklus


Wer ein umweltschonendes Gebäude erstellen will, legt das Augenmerk auf die Materialwahl. Für eine aussagekräftige Ökobilanz ist es wichtig, Baustoffe über ihren gesamten Lebenszyklus zu betrachten.
Eine aktuelle Studie des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) zeigt, dass für die Ökobilanz eines Gebäudes nicht nur die Emissionen aus der Erstellungsphase relevant sind, sondern vor allem diejenigen aus der Nutzung. Sie machen ganze 80 % der Emissionen über den ganzen Lebenszyklus aus. Um ein klimaverträgliches Gebäude zu erbauen, sollte man deshalb auf Materialien setzen, die eine ähnlich lange Lebensdauer haben wie die Primärstruktur – also 80 Jahre und mehr. Eine solche Lebensdauer erreicht zum Beispiel eine Gebäudehülle aus Baustoffen wie Sichtbackstein, Tondachziegeln oder ‑fassadenplatten. Das lohnt sich nicht nur für die Umwelt, sondern senkt auch die Betriebskosten.
wirtschaftlich
Über die Lebensdauer eines Gebäudes von mindestens 80 Jahren fallen die meisten Kosten erst nach der Erstellung an. Entsprechend hoch ist das Einsparpotenzial. Um es auszuschöpfen, sind unterhaltsarme Materialien
mit einer langen Lebensdauer von Vorteil. Tonbaustoffe erfüllen diesen Anspruch, denn sie sind robust undverursachen kaum Unterhaltsaufwand. Sparen lässt sich auch bei den Betriebskosten, etwa indem man den Heizwärme- und Kühlbedarf optimiert. Hier leistet Backstein mit seiner thermischen Speicherkapazität einen wichtigen Beitrag: Im Sommer wirkt er kühlend, im Winter speichert er Wärme.

Grafik: Betrachtung der Kosten im Lebenszyklus
eines Gebäudes
Ein Grossteil der Kosten eines Bauwerks entsteht während der Nutzungsphase. (Quelle: Statista)
Wer ein Gebäude baut und betreibt, muss auch nach der Erstellung viel Geld investieren. Über den gesamten Lebenszyklus betrachtet, machen die Ausgaben für die Nutzungsphase nämlich 80% der Gesamtausgaben aus.
klimaschonend
Um die Klimaerwärmung zu bremsen, muss auch der Gebäudesektor die Emissionen reduzieren. Dies gelingt durch die Wahl langlebiger und unterhaltsarmer Materialien.
Der Gebäudesektor ist für mehr als ein Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Um Immobilien mit möglichst geringen Auswirkungen aufs Klima zu planen und zu bauen, ist eine Lebenszyklusbetrachtung nötig. Für die Materialwahl bedeutet das: Nicht nur die Emissionen aus der Herstellung und dem Transport sind relevant, sondern auch jene aus Unterhalt und Rückbau. Tonbaustoffe schneiden gut ab, denn sie werden aus einheimischen Rohstoffen hergestellt und weisen dank ihrer Robustheit eine deutlich längere Lebensdauer auf als andere Systeme für die Gebäudehülle. Zudem lassen sie sich einfach rückbauen und wiederverwerten.

Grafik: Klimafreundlichkeit von Mehrfamilienhäusern
Über einen Gebäudelebenszyklus von mehr als 50 Jahren gleicht sich die Ökobilanz der Bauweisen an. (Quelle: Sebastian Pohl, Robin Schöttner, LCEE Life Cycle Engineering Experts, Mauerwerk, 2019)
ästhetisch
Fassade und Dach sind das Gesicht einer Immobilie – entsprechend gross ist ihr Stellenwert bei Bauherrschaften. Die Gebäudehülle prägt die Umgebung und schafft Identität. Daher ist es wichtig, dass sie ihre ästhetische Qualität über längere Zeit bewahrt. Tonbaustoffe sind eine gute Lösung, denn als robuste Baumaterialien behalten sie ihre Eigenschaften über Jahrzehnte hinweg. Mehr noch: Backsteine und Dachziegel gewinnen während ihres Lebenszyklus an Charakter und Eigenständigkeit, weil sie eine einzigartige edle Patina bilden. Sie werden mit dem Alter immer ausdrucksstärker – wie ein guter Wein.
Gebäude prägen mit ihrem Äusseren ihre Umgebung. Mit der richtigen Materialwahl kann man sicherstellen, dass das Erscheinungsbild auch nach Jahrzehnten noch charakterstark und elegant daherkommt.
ummantelt
Bei der Sanierung einer Siedlung in Köniz setzt die Bauherrschaft auf Tonziegel für Dach und Fassade. So entsteht der Eindruck eines schützenden Mantels, der sich über die Gebäude legt.
Am Mösliweg in Köniz bei Bern werden drei Mehrfamilienhäuser aus den 1980er-Jahren in mehreren Etappen bis 2024 umfassend saniert. Die insgesamt 51 Wohnungen erhalten einen zeitgemässen Innenausbau – etwa mit einem Bodenbelag aus Eichenparkett – sowie einen grosszügigen Balkon. Daneben liegt ein Fokus auch auf der energetischen Ertüchtigung der Gebäudehülle. Die Dächer und Fassaden werden mit einer zeitgemässen Dämmung versehen und von typgleichen Tonziegeln abgeschlossen. Dieser keramische «Mantel» überzeugt in der Lebenszyklusbetrachtung, weil er durch den geringen Wartungsbedarf im Betrieb kaum Kosten verursacht. Das kommt der Umwelt ebenfalls zugute, denn die unterhaltsarme Auslegung reduziert u.a. die Treibhausgasemissionen.

Alle Fotos dieser Seite: © Gygax Architekten AG
schwiizerisch
Die Mitgliederfirmen von Ziegelindustrie Schweiz produzieren Backsteine, Dachziegel und keramische Fassadenplatten aus heimischem Ton. Dabei ist «swissmade» für sie mehr als nur Herkunftsbezeichnung. Es ist das Versprechen, dass jedes Bauprojekt durch eine eigenständige Formensprache und Materialität seinen individuellen Ausdruck erhält. So wird die Baukultur unseres Landes nachhaltig und qualitätsvoll geprägt. Der Ton macht den Charakter.