Lowtech
Sie wollen komfortable und nachhaltige Bauten schaffen? Dann planen Sie ein Lowtech-Gebäude. Nutzen Sie geeignete Materialien und deren natürliche Eigenschaften und sorgen Sie so für eine hohe Wohnqualität.
Vor dem Hintergrund globaler Klimaveränderung sind Planer heute mehr denn je gefordert, komfortable und nachhaltige Bauten zu schaffen. Lowtech-Konzepte weisen den Weg. Die Auswahl geeigneter Materialien und deren natürliche Eigenschaften sorgen für eine hohe Wohnqualität im Sommer genauso wie im Winter. Eine Gebäudehülle aus wärmedämmenden Grossblocksteinen bietet beispielsweise die ideale Kombination von Wärmedämmung und Wärmespeicherung und reduziert energieintensive Technik. Wer ganzheitlich plant und die Kräfte der Natur für sich arbeiten lässt, ist auf dem besten Weg zur Lowtech-Lösung.
Funktional
Dank seiner hohen thermischen Speichermasse und den trotzdem guten Dämmeigenschaften ist der Grossblockstein ein ideales Material für Lowtech-Lösungen. An heissen Sommertagen speichert er Wärme und gibt sie zeitversetzt wieder ab. Im Winter erreicht er eine gute Wärmedämmung. Ausserdem reguliert der Stein die Feuchte, indem er sie aufnimmt und später wieder an den Raum abgibt. Dank dieser natürlichen Eigenschaften ersetzt ein monolithisches Mauerwerk kosten- und energieintensive gebäudetechnische Anlagen wie Klimageräte oder Luftentfeuchter sowie zusätzliche Aussendämmungen.
Grafik: Bauweise und Innentemperatur/Sommer
Bei massiver Bauweise liegt die Innenraumtemperatur stets im Wohlfühlbereich. (Quelle: Verband Ziegelwerke AT, Newsletter 8/2019)
Ein Lowtech-Gebäude kann weitgehend ohne Gebäudetechnik auskommen, da geeignete Baumaterialien ihre Funktion übernehmen. Ein solches Material sind Grossblocksteine, die Temperatur und Feuchte natürlich regulieren.
Nachhaltig
Die eingesetzten Materialien beeinflussen die Nachhaltigkeit eines Lowtech-Gebäudes wesentlich. Backsteine und Tondachziegel werden regional produziert, sind langlebig und rezyklierbar.
Sowohl der Energieverbrauch während der Bauphase, als auch im späteren Betrieb rückt angesichts des Klimawandels immer mehr in den Fokus. Dieser Entwicklung lässt sich mit einer umsichtigen Materialwahl Rechnung tragen. So sollen die verwendeten Materialien ökologisch und wiederverwendbar sein. Backsteine und Tondachziegel eignen sich bestens dafür: Sie werden aus natürlichem Ton hergestellt und sind schadstofffrei. Weite Transportwege entfallen, denn sie werden in allen Regionen der Schweiz produziert. Überdies sind sie langlebig und am Ende der Nutzungszeit rezyklierbar: Wird ein Backsteingebäude rückgebaut, können sie als Rohstoffe beispielsweise im Strassenbau weiter genutzt werden.
Bewährt
Ziel der Architekten Baumschlager Eberle war, mit möglichst wenig Technik ein Maximum an Komfort zu erzielen. Der Name des innovativen Projekts nimmt diesen Anspruch auf. Er rührt daher, dass im Gebäude das ganze Jahr über eine Temperatur zwischen 22 und 26 °C herrscht. Einen wesentlichen Beitrag zum Lowtech-Konzept leistet die massive Konstruktion mit einem knapp 80 cm dicken Zweischalen-Mauerwerk. Es besteht aus Backsteinen ohne integrierte Dämmung, deren thermische Masse die Innentemperatur stabilisiert. Tragende Backsteine mit einem U‑Wert von 0,34 W/m²K bilden die innere Schale, isolierende Backsteine mit einem U‑Wert von 0,24 W/m²K die äussere. Damit erreichen die Aussenwände insgesamt einen U‑Wert von rund 0,15 W/m²K. Durch eine zurückversetzte Positionierung übernimmt die Aussenwand die Beschattung, so dass im Sommer keine Überhitzung via Sonneneinstrahlung droht. Im Winter stammt die Temperierung von der Körperwärme der Nutzer, der technischen Ausstattung und der Beleuchtung.
Ein spannendes Beispiel für Lowtech in der Schweiz ist ein kürzlich fertiggestelltes Bürogebäude im luzernischen Emmenbrücke. Die Immobilie mit dem Namen «2226 Emmenweid» kommt ohne Heizung, Kühlung und mechanische Lüftung aus.
Ganzheitlich
Faktoren wie Suffizienz, Kosteneffizienz und Nutzungsflexibilität werden dank systematischer Planung zum stimmigen Ganzen. So entstehen flexible, dauerhafte Gebäude mit tiefem Unterhaltsbedarf.
Beim Bau von Lowtech-Gebäuden nimmt die systematische Planung eine Schlüsselrolle ein. Das Zusammenspiel von Grundrissplanung mit der Verwendung dauerhafter Materialien ist zentral. Ein Lowtech-Gebäude soll sich einfach an die unterschiedlichen Bedürfnisse seiner Nutzenden anpassen und ihnen gleichzeitig Komfort und Wohnqualität bieten. Damit dies gelingt, müssen frühzeitig die richtigen Entscheide gefällt werden. Diese sind für die künftige Rezyklierbarkeit ebenfalls von Belang. Denn nur so lässt sich ein ganzheitliches System entwickeln, von dem nebst den Nutzenden auch die Bauherrschaft profitiert – etwa durch tiefe Kosten für Betrieb, Unterhalt und Rückbau.
Grafik: Lowtech-Komponenten in der Baukonstruktion
Weniger Technik, mehr Architektur. Durch die kluge Kombination einzelner Komponenten entstehen Gebäude, die energieeffizient, ressourcenschonend und wirtschaftlich sind.
Clever
Mit dem Klimawandel nehmen auch in der Schweiz die Hitzetage zu. Wie man mit Klimaextremen umgehen kann, zeigen ambitionierte Projekte weltweit. Eines davon ist die «Dano Secondary School» des Berliner Architekten Francis Kéré in Burkina Faso. Die Wände der Schule bestehen aus regionalem Lateritstein, der eine hohe thermische Speicherkapazität besitzt. Die Decke des Gebäudes ist so konstruiert, dass die warme Luft entweichen kann. Das Wellblechdach schliesslich reduziert durch seinen Überhang zusammen mit der Ost-West-Ausrichtung der Bauten die direkte Sonneneinstrahlung. Eine Lowtech-Lösung, von deren Ideen auch Planer in der Schweiz profitieren können.
Ob mit dem Iglu gegen die Kälte oder dem «Palast der Winde» gegen die Hitze: Schon vor langer Zeit hat der Mensch gelernt, mit der Natur statt gegen sie zu bauen. Diese Idee ist heute wichtiger denn je.
schwiizerisch
Die Mitgliederfirmen von Ziegelindustrie Schweiz produzieren Backsteine, Dachziegel und keramische Fassadenplatten aus heimischem Ton. Dabei ist «swissmade» für sie mehr als nur Herkunftsbezeichnung. Es ist das Versprechen, dass jedes Bauprojekt durch eine eigenständige Formensprache und Materialität seinen individuellen Ausdruck erhält. So wird die Baukultur unseres Landes nachhaltig und qualitätsvoll geprägt. Der Ton macht den Charakter.